Zum neuen Kant-Buch

Liebe VerehrerInnen der Literatur, der Philosophie und des Buches,

das neue Buch „Kant: 100 Gedanken und Aussprüche“ ist zur Feier des 300. Geburtstages von Kant in unserem Verlag erschienen !

Der Einband ist im warmen Gelb der aufgehenden Sonne gehalten:

Genau das richtige Buch, um bei frostigen Außentemperaturen den Intellekt mal richtig warm laufen zu lassen…

Der Vordenker vieler späterer Verfechter selbstständigen Denkens schrieb im Jahr 1766 ein rund 80 Seiten umfassendes Büchlein mit dem Titel „Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Metaphysik“. Wie in kaum einer anderen Schrift zeigt sich hier Kant von seiner humoristisch-satirischen Seite, die die meisten gar nicht bei ihm vermuten würden. Und doch blitzt auch in seinen trockenen, schwer verständlichen Wälzern an manchen Stellen sein heiterer, jovialer Humor auf, wie denn auch der Satiriker Jonathan Swift („Gullivers Reisen“) einer seiner Lieblingsschriftsteller war.

In den „Träumen eines Geistersehers“ setzt Kant sich mit Emanuel Swedenborg (1688 – 1782) auseinander – ein anfangs recht vernünftiger Mann, Naturwissenschaftler, der aber dann anfing sich mit Engeln und den Geistern Verstorbener zu unterhalten, um Aufschlüsse über die jenseitige Welt zu geben. Das tat er in seinem Werk „Arcana Caelestia“ (Geheimnisse des Himmels), das Kant als „acht Quartbände voll Unsinn“ bezeichnete. Er hält Swedenborg für einen „Kandidaten des Hospitals“ (d.h. des Irrenhauses).

Kant bringt in seiner kleinen Schrift schlagende Argumente gegen den Glauben an Geister. Er wendet sich gegen alle Theorien der Geisterseherei, die heute noch verbreitet sind. Aber offensichtlich nützt alle Aufklärung nichts: Die Bewegung der Spiritisten und Theosophen,im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatte, hat noch heute eine große Schar von Anhängern.

In den „Träumen eines Geistersehers“ findet sich eine schöne Stelle, die bereits das Resultat von Kants späterer „Kritik der reinen Vernunft“ ausspricht.

Die Metaphysik, in welche ich das Schicksal habe, verliebt zu sein, ob ich mich gleich von ihr nur selten einiger Gunstbezeugungen rühmen kann, leistet zweierlei Vorteile. Der erste ist, den Aufgaben ein Genüge zu tun, die das forschende Gemüt aufwirft, wenn es verborgeneren Eigenschaften der Dinge durch Vernunft nachspäht. Aber hier täuscht der Ausgang nur gar zu oft die Hoffnung (…) Der andre Vorteil ist der Natur des menschlichen Verstandes mehr angemessen und besteht darin: einzusehen, ob die Aufgabe aus demjenigen, was man wissen kann, auch bestimmt sei, und welches Verhältnis diese Frage zu den Erfahrungsbegriffen habe, darauf sich alle unsere Urteile jederzeit stützen müssen. Insofern ist die Metaphysik eine Wissenschaft von den Grenzen der menschlichen Vernunft, und da ein kleines Land jederzeit viel Grenze hat, überhaupt auch mehr daran liegt seine Besitzungen wohl zu kennen und zu behaupten, als blindlings auf Eroberungen auszugehen, so ist dieser Nutzen der erwähnten Wissenschaft der unbekannteste und zugleich wichtigste, wie er denn auch nur ziemlich spät und nach langer Erfahrung erreicht wird.

No. 44 in: „Kant: 100 Gedanken und Aussprüche“

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