Dr. Nadja Görz: Individuum, Kosmos, Kreativität – Das Bild des Menschen im Denken der Renaissance

Museum Hegel-Haus, Samstag,
den 25. Oktober 2025, 10:30h

Das Denken des Philosophen und Theologen Nikolaus Cusanus (1401 – 64) steht an der Schwelle zur Frühen Neuzeit. Der Mensch wird von Cusanus als freies, selbsttätiges Wesen verstanden, das – folgt man seinem Spiegelgleichnis – die Möglichkeit besitzt, sich selbst zu entwickeln. Nach diesem Gleichnis versteht Cusanus den individuellen Menschen zunächst als gekrümmten, verzerrenden Spiegel, der sich selbst jedoch begradigen und reinigen kann, um zu einer immer vollkommeneren Spiegelung der göttlichen Schöpfung zu werden. In dieser kreativen Fähigkeit zur Selbst- und Weltgestaltung liegt ein gegenüber dem Mittelalter völlig neuartiges Menschenbild.

Diese fundamentale Wandlung lässt sich auch in der Kunst der Zeit, in ihrem Wandel vom Handwerk zur Wissenschaft und schließlich zum göttlich inspirierten Schöpfertum nachvollziehen. Die Malerei bezog sich auf Wissenschaften wie etwa Mathematik, Optik oder Physiologie und brachte bekanntlich die ersten Selbstporträts der Kunstgeschichte hervor. Anhand ausgewählter Bildbeispiele folgt der Vortrag auch der Bedeutung der intellektuell anspruchsvollen Metapher des Spiegels im zeitgenössischen Porträt.

Nadja Görz ist selbstständige Dozierende für Philosophie und Kunstgeschichte; wissenschaftliche Mitarbeitende im Philosophischen Seminar e.V., Stuttgart.

Kostenbeitrag: 10 Euro, inkl. Kaffee/Brezeln oder Hefezopf